Landschaftsentwicklung

Die Landschaft des Kantons Aargau ist sehr vielfältig, geprägt durch den Jura und die vielen, schönen Hügelzüge, die Flusslandschaften und das Seetal. Andererseits durchqueren intensiv genutzte Ver-kehrsanlagen, Autobahnen und Gleisstränge den Aargau. Der hohe Siedlungsdruck führt zu einer inten-siven Nutzung unserer Landschaft, deren Wert sich dadurch nicht vermindern soll. Diesen inneren Widerspruch können wir durch eine gezielte Entwicklung der Landschaft - parallel zur starken Nutzung - entkräften.

Ein attraktiver, nachhaltig genutzter Lebensraum ist eine wichtige Grundlage für die positive Zukunft unseres Kantons. Dazu haben wir in meinem Departement in den vergangenen vier Jahren wichtige Meilensteine setzen können:

Natur 2010/Natur 2020

Ziel des Programms Natur 2010 ist die Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt in unserem Kanton. Dabei geht es aber nicht nur um die Erhaltung des Lebensraums für unsere einheimischen Pflanzen und Tiere. Mit der verstärkten Urbanisierung des Mittellands bekommen Natur und Landschaft eine immer wichtiger werdende Ausgleichs- und Erholungsfunktion. Attraktive, naturnahe Erholungsräume sind für den Aargau ein wichtiger Standortfaktor. Mittels Leistungsverträgen mit den Landwirten, Aufwertungen in den Naturschutzgebieten und der Unterstützung von Projekten auf Gemeindeebene wurden in den letzten Jahren an vielen Orten wieder mehr Natur – Blumenwiesen, Vogelgezwitscher, blühende Hecken und Obstbäume – in die Landschaft zurückgebracht. Dies zeigt auch die Entwicklung des Kessler-Index. Das Folgeprogramm Natur 2020, wird im Spätherbst dem Parlament zur Genehmigung vorgelegt.

Auenschutzpark

Der Aargau ist ein Land der Flüsse und der Auen. Die Bevölkerung des Aargaus hat 1994 einem Verfassungsartikel zugestimmt, der den Ausbau der Auen auf 1 % der Gesamtfläche des Kantons verlangt. Zwischen 1997 und 2010 konnten 11,8 km neue Fliessgewässer, knapp 10 km renaturierte Flüsse und Bäche sowie 8 km dynamisier-te Ufer realisiert werden. 24 ha Land werden zusätzlich periodisch überflutet. 104 Tümpel und Kleinseen wurden neu erstellt, 50 verlan-dete Weiher unterhalten, so dass für Amphibien und Libellen insge-samt rund 7 ha neue Stillgewässer bereit stehen.

Mit dem Bau des Aarschächlis, einem grossen Grundwassersee in der Gemeinde Rohr, dem Umgehungsgewässer beim Kraftwerk Rupperswil und der Wiederherstellung zugeschütteter Seitenge-wässer der Aare konnten erste Zeichen gesetzt werden. Beim Kern-stück des Auenprogramms, der Dynamische Flussaue Rupperswil, laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Weitere Projekte entlang Aare, Reuss, Limmat und Rhein folgen in den nächsten Jahren.

Hochwasserschutz

Hochwasserereignisse nehmen auch im Kanton Aargau zu. Lokale Schäden sind gross, wie die Hochwasserereignisse vom August 2005 und 2007 bestätigt haben. Da die Flüsse und Bäche dem Kan-ton gehören, ist er auch verpflichtet, den Schutz vor Hochwasser zu gewährleisten, soweit er mit vertretbaren Massnahmen machbar ist. Es muss damit gerechnet werden, dass infolge der Klimaänderung häufiger extreme Niederschlagsereignisse möglich sind. Dadurch werden Investitionen in Schutzbauten nötig sein, um den heutigen Schutzgrad auch in Zukunft aufrecht zu halten. Für den Kanton Aar-gau ist die Regulierung der Seen (Bielersee, Vierwaldstättersee und Zürichsee) von grosser Bedeutung, weil davon der Abfluss in Aare, Reuss und Limmat abhängt.

Das integrale Hochwassermanagement umfasst Raumplanung und Wasserbau. Prävention lohnt sich: Die zahlreichen Hochwasser-schutzprojekte – Beispiele sind die Wyna mit Rückhaltebecken in Beromünster und in Zetzwil, die Wigger in Brittnau und Aarburg, die Surb, der Dorfbach mit Entlastungsstollen in Spreitenbach, das Rückhaltebecken in Villmergen, das moderne Konzept mit Überlauf-gerinne an der Suhre in Muhen – haben ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Mit der Gefahrenkarte Hochwasser, die bis 2011 für den ganzen Kanton vorliegen wird, besteht eine Übersicht über die Hoch-wasserrisiken. Die Gefahrkarte ermöglicht Prävention auch via Nutzungsplanung und im Rahmen von Baubewilligungsverfahren.

Gewässerrenaturierung und Längsvernetzung

Lebensräume entlang der Bäche und Flüsse erfüllen im Kanton Aar-gau eine wichtige Funktion für Menschen, Tiere und Pflanzen. Der Aargau hat einen grossen Bedarf, die Gewässerlebensräume wieder natürlicher zu gestalten. 1'300 km der Gewässer (49 %) sind kanali-siert, verbaut oder eingedolt. Die Gewässerschutzstrategie Aargau formuliert den Leitsatz, dass zwei Drittel aller Fliessgewässer natur-nah sein sollen. Ebenso ist kaum ein Bach frei von Wehren, Abstür-zen und Schwellen. Die Wiederherstellung der Durchgängigkeit leis-tet einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Fische. Die renaturier-ten Strecken an der Bünz in Dottikon oder in Boswil und Bünzen wurden innert kurzer Zeit zu Kinderstuben für die Fische und zu Er-holungsoasen für Menschen. Am Aabach werden die alten Wehre und Abstürze in den nächsten zwei Jahren durch fischgängige Block-rampen ersetzt oder mit Umgehungsgewässern ausgestattet. Die Längsvernetzung war auch bei Ausbau und Erneuerung der Wasser-kraftwerke Kappelerhof, Wettingen und Rupperswil-Auenstein ein wichtiges Anliegen.

Wildtierkorridore

Im Aargauer Jura werden Luchse gesichtet, im Westaargau ist der Hirsch auf dem Vormarsch und entlang unserer Gewässer scheint sich der Biber wohl zu fühlen. Der Zuzug dieser Tiere - sie waren im Aargau lange nicht mehr zu sehen - ist erfreulich. Tiere brauchen ein gutes störungsfreies Wegnetz, das sie für ihre Ausbreitung nutzen können. Mit den Richtplanbeschlüssen vom 17. Dezember 1996 und 18. Oktober 2005 hat der Grosse Rat die Wichtigkeit dieses Anlie-gens erkannt und den Regierungsrat  verpflichtet, die erforderlichen Massnahmen zu planen und umzusetzen.  

Im Kanton Aargau verlaufen wichtige nationale Vernetzungskorridore, die insbesondere durch die Autobahnen und einzelne Eisenbahn-trassen unterbrochen sind. Ziel ist es, in erster Priorität, diese Korri-dore und Ausbreitungsachsen durch den Kanton offen zu halten bzw. mit ausgewogenen, auf die Zielarten abgestimmten Massnahmen wieder durchgängig zu machen.

Die ersten Projekte sind realisiert. Beim Baregg an der A1 und an den Kantonsstrassen zwischen Baden, Dättwil und Birmenstorf baute der Kanton die ersten Wildtierpassagen im Aargau. Im 2008 konnte auch die Sanierung des Wildtierkorridors "Oberlunkhofen-Jonen" ab-geschlossen werden. Im "Suret" zwischen Aarau-Rohr und Ruppers-wil respektive Suhr und Hunzenschwil, in "Möhlin-Wallbach" und in "Böttstein-Villigen" warten die nächsten Projekte auf die Umsetzung

Hochwasser

Fischtreppe

Bachlauf


 

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